Unser erster 6000er, eine endlose Salzwüste und eine Konvoi-Fahrt durchs bolivianische Hinterland

Salar de Uyuni

Nachdem unser Auto in Uyuni gründlich mit Rostschutz behandelt wurde gehts endlich auf die Salar de Uyuni – die grösste Salzebene der Welt und eines der unbestrittenen Highlights der gesamten Panamericana. Die Salar misst 10’500 Quadratkilometer, ist also ein Viertel so gross wie die Schweiz. Die Ebene ist extrem flach, über die gesamte Fläche gibt es maximal einen Meter Höhenunterschied. Die Salzkruste ist mehrere Meter dick. Es wird geschätzt, dass sie 10 Milliarden Tonnen Salz enthält, wovon im Jahr ca. 25’000 Tonnen abgebaut werden. Unter dem Salz befinden sich zudem etwa 50-70% der weltweiten bekannten Lithiumvorkommen! Über die Extraktion davon wird momentan aber noch verhandelt. So fahren wir raus auf dieses Wunder und blenden die Gedanken an unseren armen Land Cruiser im Salz aus. Es ist wirklich unglaublich eindrücklich, viel mehr kann man nicht dazu sagen – weisses Salz so weit das Auge reicht. Wir fahren zu einer Kunstinstallation eines Bolivianers, einer Treppe aus Salz, mitten in dieser Salzebene – unwirklich. Da Trockensaison ist, ist die Ebene grösstenteils trocken. Während der Regenzeit liegt eine geringe Schicht Wasser drauf, was die Ebene zum grössten Spiegel der Welt transformiert. In dieser Zeit wird die Reflexion sogar benutzt um GPS Satelliten zu konfigurieren, da dieser Spiegel bessere Ergebnisse liefert als das Meer, welches alternativ dazu dient. Ein kleines bisschen Wasser mit Spiegeleffekt finden wir trotz Trockenzeit und geniessen dort einmal Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Zum Übernachten stellen wir uns einfach mitten auf die Salzwüste und geniessen die Einsamkeit, magische Stimmung und den bombastischen Sternenhimmel. Wir gönnen uns sogar ein Raclette, welches wir in French Guiana gekauft haben.

Falsche Perspektiven

Weiter gibt es verschiedene Inseln auf der Salzwüste – wir besuchen die beiden namens Incahuasi und Isla del Pescado. Bei letzteren laufen wir auf den Gipfel und geniessen eine wunderbare Aussicht auf die surreale Landschaft. Die Inseln sind sehr karg, aber mit jeder Menge riesiger Kakteen bewachsen. Wir machen dort die Bekanntschaft mit zwei Zürchern die im 6×6 Pinzgauer unterwegs sind. Dann fahren wir zum Rand der Salzwüste zu einem Vulkan. Für die Besteigung davon oder der Besichtigung der dortigen Mumien reicht die Zeit nicht mehr, aber wir bewundern dafür die Flamingos am Rand der Salzwüste. Ein weiteres Must-See ist das Dakar Monument komplett aus Salz, welches an die Dakar Rally erinnert, die schon dort stattgefunden hat. Und natürlich machen wir ganz viele Falsche-Perspektiven-Fotos, zu welchen sich der weisse Hintergrund bestens eignet.

Eine Konvoi-Fahrt durchs bolivianische Hinterland

Bei den Pukara Chullpas

Nach einer ordentlichen Autowäsche machen wir uns weiter um unsere neuen Freunde Mark und Henrike einzuholen, welche denselben Toyota Aufbau haben wie wir. Vorbei an einem Meteoritenkrater landen wir bei ihnen im bolivianischen Hinterland. Hier nehmen wir spannende Strassen bzw. manchmal eher Wege oder teils auch nur Dünen abseits der Touristenpfade. Ziel ist der Sajama National Park, aber bei diesen Strassenbedingungen brauchen wir dafür ein paar Tage. Die Fahrt ist spannend, die Wildcampingplätze unterwegs traumhaft, die Lamas zahlreich und die wenigen Locals sind sehr freundlich zu uns Exoten. Als wir in einem Kaff anhalten, um in einem winzigen Laden ein paar Sachen einzukaufen, werden wir auch prompt auf ein Bier und ein Selfie von den deutlich angeheiterten Locals eingeladen. Es wäre ja eine lustige Begegnung gewesen, wenn wir nicht wüssten, dass die Besäufnisse hier wohl an der Tagesordnung stehen. Das Leben hier draussen ist wohl ziemlich trist, es gibt einfach nichts ausser karge Landschaften.
Unterwegs besichtigen wir die Wila Chullpas und die Pukara Chullpas – Grabstätten mitten im Nirgendwo mit keiner Menschenseele weit und breit. Sie sind wohl im 13. bis 14. Jahrhundert von der Carangas Kultur erbaut worden. In den Bauten wurden ganze Familien begraben. Die Gräber sind in gutem Zustand und die schönen Bemalungen teils immer noch gut erkennbar. In einem finden wir sogar einen Totenkopf.
Danach geht es weiter. Auf dem Weg zum Sajama National Park schauen wir beim Acotango Vulkan vorbei. Der Acotango ist 6052 Meter hoch und liegt direkt auf der Grenze zu Chile. Er ist der höchste der Dreiergruppe aus Stratovulkanen Quimsa Chata. Er ist wohl aktiv, aber ruhend mit keinen Ausbrüchen in der Neuzeit. Eine Googlesuche hat ergeben, dass dies einer der einfachsten 6000er (von insgesamt 100!) der Anden ist und so wollen wir den Berg mal auskundschaften. Eine alte Minenstrasse führt sehr hoch hinauf. Wir quälen den armen Land Cruiser bis 5500 Meter hoch! Ein neuer Höhenrekord, für uns und für ihn, aber die Höhe bekommt ihm nicht gut. Der Wanderweg fängt bereits auf 5300 Meter an, wir müssen also für die Wanderung gar nicht so weit hochfahren. Zuerst machen wir uns so noch in den Sajama National Park und leihen dort Steigeisen, warme Hosen, bessere Wanderschuhe als unsere abgelaufenen und Wanderstöcke. Auf nicht ganz 5000 Meter machen wir eine Akklimatisierungswanderung. Dabei sehen wir Quenoa / Polylepsis Bäume, die höher als jede andere Baumenart überleben können, Vicunas, Lamas, Alpacas, ein Vizcacha (süsses hasenähnliches Nagetier) und jede Menge Yareta. Yareta ist eine Wüstenpflanze, die aussieht wie Moos und nur 1-1.4 Millimeter im Jahr im Durchmesser wächst. Die teils meterflächigen Pflanzen sind somit über 1000 Jahre alt!

Vulkan Acotango: Unser erster 6000er

Wir schlafen auf dem Weg zum Acotango auf 4500 Meter um am nächsten Tag die Wanderung zu starten. Da Mark erfahren ist, können wir trotz unserer mangelnden Erfahrung mit Höhe und Steigeisen auf einen Führer verzichten. Zu dritt brechen wir am nächsten Tag ab dem Parkplatz auf 5300 Metern zu Sonnenaufgang auf.
Wie zu erwarten ist die Wanderung auf der Höhe mit der dünnen Luft extrem anstrengend. Mit der Zeit wird jeder Schritt eine Qual und jede paar Meter erfordern eine Verschnaufpause. Hinzu kommt, dass der Weg nicht immer klar ist. Lange führt er dem Kamm entlang, welcher gleichzeitig die Grenze zu Chile darstellt. Eine Herausforderung sind die Felder mit Büssereis (Schnee- bzw. Eispyramiden). Zum Glück gibt es immer wieder Orte, wo die Pyramiden nicht so hoch sind. Dort schaffen wir es, uns durch klettern (wobei man aufpassen muss, da das Eis nicht immer stabil ist) und zusammenschlagen, durchzukämpfen. Am letzten Stück müssen wir die Steigeisen montieren, um den steilen Rest noch auf dem Schnee hochlaufen zu können. Auch wenn Anouk einen kleinen Anflug von Todesangst spürt, ist dies doch das erste Mal und könnte eine falsche Bewegung fatal sein, gewöhnen wir uns schnell daran. So schaffen wir es nach 4.5 Stunden total endlich auf den Gipfel. Zum Glück ist der Wind nicht zu stark und wir geniessen eine bombastische Rundumaussicht auf Vulkane, Lagunen, und karge Ebenen mit dank den zahlreichen Mineralien vielen Farben. Sehr stolz machen wir uns auf den Runterweg. Da wir weiter sehr vorsichtig sein müssen, erfordert die nötige Konzentration weiterhin viel Anstrengung. Anouk fängt auch die Höhe an zu spüren mit Kopfschmerzen und Übelkeit. Nach etwa 2 Stunden sind wir wieder beim Auto und total k.o.

Nochmals im Sajama National Park

Nach einer grossen Pause fahren wir zurück zum National Park und gönnen uns dort eine Dusche. Bei heissen Quellen campen wir, machen Fondue und Glühwein und geniessen den vorerst letzten Abend zu viert. Am nächsten Tag geniessen wir noch ein Bad in den heissen Quellen mit wunderbarem Ausblick auf den mit 6542 Meter hohen Sajama höchsten Berg Boliviens. Dann heisst es vorübergegend Abschied nehmen von unsren neuen Freunden und zurück in den Süden zu fahren um uns weiter um unser Windschutzscheiben-Problem zu kümmern.

Nächste Woche folgen noch ein paar Videos, hier mal nur eins von der Aussicht vom Acotango :

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Gefahrene Kilometer seit Reisebeginn

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