Wochen mit Abschieden, Wiedersehen und viel Wind

Unsere restliche Zeit mit Anouks Eltern in Feuerland

Antarktische Königskrabbe

Nach Ushuaia fahren wir an die südöstliche Küste Feuerlands. Hier müssen wir noch eine lokale Spezialität probieren, die Centolla, die antarktische Königskrabbe. Das Restaurant Puerto Pirata wurde uns bereits in Kolumbien von anderen Reisenden empfohlen und der Umweg lohnt sich. Wir teilen uns zu zweit eine Krabbe, die frisch vom Meer geholt wird (der Chef des Restaurants bringt sie uns noch lebendig an den Tisch), bevor wir sie gekocht verspeisen. Zum Apèro gibt es frittierte Algen – überraschend lecker. Das Schälen und Essen der Krabbe ist ein nicht ganz einfacher Prozess, aber es ist extrem viel und wirklich sehr lecker. Dann fahren wir nach Porvenir auf der chilenischen Seite Feuerlandes.
Nach doch bereits einigen Wochen in Patagonien schlägt endlich der legendäre patagonische Wind zu. Obwohl stets ein Wind wehte hielt er sich bis dahin zumeist in Grenzen. Die Böen, denen wir jetzt gegenüberstehen sind eine andere Liga. Bis zu 120km/h blasen sie. Riesige Ortsschilder sehen wir umgeweht liegen. An der Grenze wird uns mitgeteilt, dass die Fähre nicht mehr fährt aufgrund des Windes. Ein paar Schreckensmomente später (Anouks Eltern müssen in Punta Arenas 2 Tage später den Flug kriegen) stellt sich aber heraus, dass die andere Fährverbindung noch geht. Dank des Windes wächst in diesem flachen Teil Feuerlands praktisch nichts – ein vom Wind geschützter Ort zum Schlafen zu finden ist gar nicht so einfach. Wir finden ein paar Bäume, die aber keinen grossen Schutz bieten. Aber zum Glück sind wir ja im Auto mit festem Ausbau und nicht im Zelt. Das Einzige was der Wind uns anhaben kann, ist dass das Auto schön schaukelt. Dies ist teils sogar sehr angenehm (fühlt sich so an, als würde man im Wiegebett in den Schlaf geschaukelt werden). Manchmal, wenn die Windstösse noch heftiger werden kann es aber auch so fest schaukeln, dass es unheimlich wird. Schliesslich haben wir schon einige Geschichten gehört, wie in Südpatagonien Camper vom Wind umgeweht wurden. Unsere gesamten restlichen Tage in Südpatagonien werden wir noch von diesem extremen Wind verfolgt. Ein wenig später in Rio Gallegos werden wir sogar aufgrund des Windes interviewt (Zeitungsartikel hier).
In Porvenir im chilenischen Feuerland statten wir noch dem Lago los Cisnes mit Stromatolithen einen Besuch ab bevor wir von Porvenir die Fähre zurück nach Punta Arenas nehmen. Stromatolithen sind Mikroorganismen im Wasser, die nur an wenigen Orten der Welt noch leben und welche mit 3.5 Milliarden Jahren zu den ältesten Lebewesen der Welt gehören. Die Fährfahrt ist sehr stürmisch. Um ein Unglück zu vermeiden bleibt Raphi die ganze Zeit beim Auto, sichert die Nachbarsautos und drückt die Fahrt über die Bremse, da sich die Autos so stark bewegen in diesen Wellen. Leider bekommen wir von den hohen Wellen auch wieder richtige Ladungen Salzwasser ab, so dass danach wieder eine gründliche Autowäsche notwendig ist. Nach einem letzten Tag in Punta Arenas verabschieden wir uns schweren Herzens wieder von Anouks Eltern.

Happy New Year!

Silvester und die Ruta 40

Dann fahren wir nach Rio Gallegos. Hier möchten wir Silvester feiern und zwar mit 2 besonderen Reisegefährten: Unsere Darién Gap – Containerbuddies, die wir zuletzt in Kolumbien gesehen haben! Zuerst war der Plan am Strand ausserhalb von Rio Gallegos zu campen und zu feiern. Der Wind ist aber zu stark und so ist Plan B im Städtchen am Dorfplatz zu campen und die Stadt unsicher zu machen. Wir geniessen das Wiedersehen, machen ein Apèro und suchen dann Optionen fürs Abendessen und den Ausgang. Dieser Plan schlägt allerdings fehl. Stellt sich heraus, dass in Argentinien Silvester anders gefeiert wird. In der gesamten Stadt haben nur 2 Restaurants offen und für diese hätte man reservieren müssen. Die ersten Clubs machen erst um 2.30 Uhr morgens auf! So holen wir am letzten Kiosk, der noch offen hat Eis und mixen im Auto unsrer Containerbuddies unsere eigenen Cocktails, essen Chips zum Abendessen und feiern Silvester richtig Overlander-getreu im Camper. Entgegen der besten Vorsätze schaffen wir es nicht mehr in den Club, wir werden auch langsam alt 🙂 Der nächste Tag ist in der Stadt genauso verschlafen und das erste Restaurant macht um 21.00 Uhr auf. Nein, Rio Gallegos ist eindeutig keine Touristendestination. Umso witziger, dass die oben erwähnte Zeitung im Artikel schreibt, dass Rio Gallegos als ultimative Touristendestination von uns und anderen Touristen nur so überrannt wird.
Dann heissts auch von Aurore und Salah für Südamerika endgültig Abschied zu nehmen, bis wir sie in Europa wieder sehen. Wir fahren wieder auf die Andenseite – für einen erneuten Abschied. Am Lago Viedma treffen wir uns noch ein letztes Mal in Südamerika mit Henrike und Mark, unseren High Top Land Cruiser Freunden für ein Fondueplausch zum Mittagessen. Danach heisst es viel fahren. Immer die malerische Ruta 40 hoch bis zur Seenregion.

Seen- und Vulkanregion Chile und Argentinien’s

Raphi auf dem Lago Llanquihue

In der Seen- und Vulkanregion von Chile und Argentinien verbringen wir die nächste Zeit. Einerseits möchten wir mal noch ein wenig runterfahren in unserem letzten Monat (statt jeden Tag beschäftigt zu sein, mit Aktivitäten, Blog und weiterfahren, wenn das auch noch so schön ist). Zudem haben wir noch weitere Projekte, die uns auf Trab halten und zu welchen wir dann persönlich mehr erzählen wenn wir zurück sind. Die Frühlingsblumen sind inzwischen fast verschwunden, dafür herrscht richtig Sommer – ein schöner Abschied bevor wir zurück in die winterliche Schweiz müssen. Auch die Pause von konstanten Windböen tut gut. Wir geniessen die idyllischen Seen, essen „Kuchen“ (ja das nennt man hier auch auf Spanisch Kuchen) in deutschen Cafés (die Region ist aufgrund starker deutscher Einwanderung seit 1850 sehr deutsch geprägt) und besuchen den Fischmarkt in Puerto Montt mit den lustigen Seelöwen die sich da auf dem Gehweg rumtreiben auf der Suche nach Fischresten. Endlich treffen wir auch ein belgisches Reisepärchen mit demselben Auto, mit welchen wir seit Mexico in Kontakt sind und die wir mehrmals in Mexico, Guatemala und Kolumbien sehr knapp verpasst haben (manchmal nur um 30 Minuten). Ein anderes Mal lernen wir einen chilenischen Land Cruiser Liebhaber kennen und werden bei seiner Familie eingeladen, zum Nachtessen und am nächsten Morgen zum Brunch. Wieder so eine super schöne und interessante Begegnung! Nach fast 2 Wochen in der Region geht es für uns weiter in den Norden, zurück Richtung Mendoza wo einige Arbeiten am Auto auf uns warten.

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Gefahrene Kilometer seit Reisebeginn

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