Guatemala: In der Natur und der schönsten Stadt Zentralamerikas

Am Montag überquerten wir die Grenze von Belize nach Guatemala – das grösste Land Zentralamerikas. Guatemala ist bekannt für seinen Dschungel, die über 30 Vulkane und seine noch stark gelebte Maya-Kultur – die meisten Mayas leben in Guatemala.

Flores und Petén-Itzá

Bei unserem Stellplatz am Petén-Itzá-See

Das übliche Grenzprozedere mit uns von Belize abmelden, Auto abmelden, Pestizidbehandlung des Autos bezahlen (ohne dass sie gemacht wird), uns in Guatemala anmelden, Auto anmelden etc. verlief problemlos. Der einzige Umstand war, dass wir von der Grenze ins nächste Dorf laufen mussten und dort bei einer Bank den Temporärimport des Autos bezahlen bevor wir mit dem Auto ins Land durften. Danach haben wir wie üblich Geld abgehoben, eine Simkarte gekauft und gingen uns dann das süsse Inselstädtchen Flores auf dem See Petén-Itzá anschauen. Wir freuen uns nach dem teuren Belize wieder Obst leisten zu können, kaufen am Strassenstand 6 Mangos für insgesamt 3 Franken und verdrücken sie in nur 2 Tagen. Einfach lecker, das Fruchtangebot in Guatemala!
Nach Flores finden wir am Lago Petén-Itzá gegen eine kleine Gebühr gleich neben dem schönen bunten Steg und ein paar Hängematten im Wasser einen Stellplatz für die Nacht. Ja, neben Mexico wissen sie auch in Guatemala wie süss geht – was unschwer an der hübschen und bunten Deko zu erkennen ist.

Tikal Ruinen

Am nächsten Tag fahren wir zu den Tikal Maya-Ruinen. Tikal wurde über 800 Jahre lang erbaut und befindet sich mitten im Dschungel. Die mit bis 100’000 Einwohnern grösste Maya-Stadt der Klassik-Periode war auch eine Zeit lang Zentrum des gesamten Mayareichs. Die sehr steilen schmalen Tempel unterscheiden sich vom Aussehen von den Maya-Ruinen, die wir bisher besichtigt haben. Die Treppen mit den steilen, hohen Stufen erschweren den Aufstieg deutlich. Dies ist so gewollt, sollte schliesslich der Aufstieg zur heiligen Spitze des Tempels auch mit Mühe verbunden sein, um die Götter genügend zu würdigen. Unzählige Tempel kann man besteigen, der höchste misst knapp 70 Meter hoch – schliesslich wurden ganze 4000 Strukturen in Tikal entdeckt. Es ist fast schon ermüdend – jedes Mal wenn wir denken nun haben wir alles gesehen kommt im dichten Dschungel wieder ein neuer Tempel zum Vorschein. Neben Brüllaffen sehen wir Tukane, Coatis und Pfauentruthühner.

Ein Canyon mit Brüllaffen und ein heisser Wasserfall

El Boquerón Canyon

In der Nähe des nächsten Sees (Izamal) besuchen wir den El Boquerón Canyon – eine Schlucht, durch welche ein kleiner Fluss fliesst. Mit einem Boot werden wir hochgefahren bis das Boot nicht mehr weiter kommt worauf wir uns watend und schwimmend weiter den Canyon flussaufwärts fortbewegen bis wir genug gesehen haben. Dann lassen wir uns den Fluss runtertreiben. Wir sind ganz alleine und so sorgt das plötzliche Geschrei der zweitlautesten Tiere der Welt – der Brüllaffen – für eine spannende, leicht unheimliche Stimmung. Wenn wir nicht gewusst hätten, dass es nur Brüllaffen sind, wären wir zu Tode erschreckt.

Cascadas El Paraiso

Weiter fahren wir zu den Cascadas El Paraíso – einem heissen Wasserfall. Der Wasserfall ist der Wahnsinn. Das wie bei heissen Quellen durch Geothermik aufgewärmte Wasser ist so heiss, dass man im Pool oberhalb des Wasserfalls nicht baden kann. Aber man kann unter dem Wasserfall stehen und geniessen wie das heisse Wasser auf den Kopf und Körper fällt – eine angenehm wenn auch ungewohnte Kombination wenn der Körper sich im Pool von noch warmen, aber deutlich abgekühltem Wasser befindet und total heisses Wasser auf den Kopf fällt. Nachdem wir seit den USA fast nie wieder eine heisse Dusche mit viel Wasserdruck hatten fühlt es sich für uns an wie die beste Dusche, die wir seit Monaten haben und wahrscheinlich noch das nächste Jahr über haben werden.
Wir campen beim Wasserfall und lustigerweise sind die einzigen andern Camper ebenfalls Schweizer Overlander aus Luzern in unserem Alter und so verbringen wir einen schönen Abend und Morgen mit ihnen.

Semuc Champey und Biotopo de Quetzal

Semuc Champey Pools

Danach fahren wir eine lange Strecke nach Semuc Champey. Die schöne, aber unbefestigte Route durch die Berge hat es in sich – mit Schlaglöchern, vielen Hügeln und einmal wieder ein paar Locals, die ein Seil spannen um Geld für die Durchfahrt von uns zu verlangen. Sie geben sich dann mit 60 Rappen zufrieden, statt den zuerst geforderten 15 Franken. Ansonsten ist die Route wirklich schön und führt uns durch viele Maya Dörfer. Die Leute sind hier alle traditionell gekleidet in den schönen gewobenen bunten Tüchern und Kleidern. Das Leben ist einfach und die Armut ist spürbar. Viele Menschen stehen einfach rum (auch Kinder) ohne einer regelmässigen Tätigkeit nachzugehen (d.h. auch ohne in die Schule zu gehen). Geduscht, gewaschen und abgespült wird im Fluss. Die Bevölkerung wirkt in Guatemala deutlich ärmer als in Mexico und die Kluft zwischen arm und reich ist gross. Die Armut ist wohl auf den bis 1996 andauernden über 36 Jahre langen Bürgerkrieg zurückzuführen. Obwohl inzwischen demokratisch regiert wird sind Korruption und organisierte Verbrechen immer noch grosse Probleme.
In Guatemala fahren die Leute nochmals deutlich verrückter und haarsträubender als in Mexico, wir müssen also allgemein mehr aufpassen. Hier auf dem Land werden die Menschen mit Pickups transportiert, da haben schon so etwa 15-20 auf einer Ladefläche Platz – die die nicht reinpassen, klammern sich halt aussen fest. Ein anderes Phänomen in Guatemala und Zentralamerika sind die sogenannten Chicken Busse („Hühnerbusse“). Es handelt sich dabei um ausrangierte, bunt bemalte und geschmückte US-Schulbusse, die zum Transport von Waren oder Menschen verwendet werden. Auch deren Fahrer fallen durch absolut waghalsige Fahrmanöver auf.
Semuc Champey ist ein Naturschutzgebiet – Highlights sind die verschiedenen türkisfarbenen Lehmgestein-Naturpools die vom darunter durchfliessenden Fluss mit Wasser versorgt werden. Vom Aussichtspunkt haben wir nach dem anstrengenden Aufstieg eine schöne Sicht darauf und kühlen uns nach dem Abstieg darin ab. Dann besuchen wie noch die K’An Ba Caves – Höhlen mit einem Guide. Es ist ein lustiges, total verrücktes, aber auch ein wenig gefährliches Erlebnis. Wir bekommen beide eine Kerze in die Hand gedrückt und erkunden die mit Wasser gefüllte Höhle. Um uns fortzubewegen zwängen wir uns durch enge Tunnels, müssen sie runterrutschen, schwimmen (immer mit der Kerze in der Hand), klettern 6-7 Meter hohe Wasserfälle an Seilen hoch, müssen dann wieder 5 Meter irgendwo in ein nicht zu sehendes Pool runterspringen. Und dies ohne Helm oder Schutzausrüstung, wir müssen uns zu 100 Prozent auf die Anweisungen des Guides verlassen. Zum Glück gehen unsere 3 Kerzen nie gleichzeitig aus, sonst wären wir in absoluter Dunkelheit. Ja, es war eine touristisches Erlebnis aber es hat sich gelohnt, alleine schon da es aufgrund der Sicherheitsstandards wohl nirgendwo sonst so möglich gewesen wäre. Nach über einer Stunde waren wir dann ganz froh da wieder einigermassen heil rauszukommen, liessen uns dann noch in einem Schlauchring den Fluss runtertreiben (auf das Bier dazu mussten wir verzichten, da wir noch weiterfahren wollten) und sprangen einen Wasserfall runter.
Unser nächster Stopp legen wir im Biotopo de Quetzal ein – einem Naturschutzgebiet für den wunderschönen Nationalvogel von Guatemala, dem Quetzal. Auf der Wanderung durch den Dschungel hören wir zwar die schönen Vogelgesänge, leider bekommen wir ihn aber nicht zu Gesicht.

Markt in Antigua

Antigua

Weiter geht es in die oftmals als schönste Stadt Zentralamerikas bezeichnete Stadt: Antigua. Die gut erhaltene, bunte und als UNESCO Weltkulturerbe geschützte Kolonialstadt ist umgeben von mehreren Vulkanen. Auf ca. 1500 Metern hoch gelegen ist das Klima das erste Mal seit paar Wochen für uns sehr angenehm – tagsüber heiss, aber ohne hohe Luftfeuchtigkeit und angenehm kühl in der Nacht.
Die im 16. Jahrhundert erbaute Stadt wurde im 18. Jahrhundert grösstenteils durch Erdbeben zerstört, wobei viele Ruinen noch heute zu besichtigen sind. Wir geniessen es durch die schönen Kopfsteinpflasterstrassen zu schlendern. Highlight ist aber der riesige bunte Markt, in welchem alles verkauft wird – von lebendigen Hühnern über Obst & Gemüse, CD’s, Viagara etc.. 

Volcan de Fuego Cocktail

Dank der Beliebtheit der Stadt bei Touristen ist auch das kulinarische Angebot sehr breit und so gehen wir der lokalen Küche ausnahmsweise fremd und essen Züri Geschnetzeltes, Älplermagronen und Meringue mit Rahm in einem Restaurant mit Schweizer Koch. Und ja es sind die besten Älplermagronen, die Anouk je gegessen hat (mit Pilzen statt Kartoffeln) und dies ausgerechnet in Guatemala. Besonders gefiel uns auch der Besuch einer versteckten Bar – der Zugang erfolgt über eine Telefonkabine in einer Brauerei. Menu gibt es keines, man muss dem Barkeeper nur sagen, was man mag und was nicht. Anouk wollte etwas Lokales und hatte Erdnüsse, Kaffeebohnen und Kardamom im Cocktail – spannend und lecker. Unsere Tresen-Nachbarn bekamen einen rauchenden El Fuego Vulkan. Soviel zu unsrer ersten Woche hier. Nächste Woche wollen wir dann unbedingt den aktiven Vulkán de Fuego besteigen.

Gefahrene Kilometer seit Reisebeginn
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