Unser Wüstenabenteuer und die höchsten und ältesten Bäume der Welt

Nach unserem Besuch der Alvord-Wüste in Oregon entschlossen wir uns, gleich noch die Black Rock Desert im Norden Nevadas anzuhängen. Die Black Rock Desert ist eine je nach Definition ca. 12’000 km² weite Wüste – hauptsächlich bestehend aus trockener Steppe, Hügeln und vor allem bekannt für seine riesige über 500 km² grosse Playa. Diese Playa ist eine der ebensten Gegenden der Welt. Hier wurde bereits der Landgeschwindigkeitsrekord aufgestellt (sogar die Schallmauer wurde durchbrochen) und regelmässig werden selbstgebaute Raketen ins Weltall geschossen. Jährlich findet hier Burning Man statt – ein riesiges Festival, für welches eine ganze Stadt aufgebaut wird. Ansonsten ist die Black Rock Desert total ausgestorben, da sie sehr abgelegen ist.

Black Rock Desert

Vieles ist grau, Quellen und Bäche erkennt man an der grünen Vegetation

Obwohl die Black Rock Wüste mehr oder weniger angrenzend ist, ist der Weg bis zur Playa über die Highway / Hauptstrasse ca. 600 Kilometer lang. Auf einer unsrer Offline-Karten-Apps sahen wir jede Menge Wege und so entschlossen wir uns kurzerhand eine ca. 250km „Abkürzung“ via Dirt Tracks zu nehmen. Vielleicht hätten wir uns besser informieren sollen und mehr Sicherheitsvorräte mitnehmen sollen, es ist schlussendlich Prärie / Wüste mit keinen anderen Autos weit und breit. Aber wir hatten kein Internet und keine Lust vor unserem Offroad Abenteuer nochmals stundenlang zu fahren bis zum nächsten Ort mit Internetempfang. Einen vollen 50 Liter Wassertank und einen Wasserfilter haben wir ja dabei 😊
Schlussendlich ist alles gut gegangen. Allerdings war es definitiv keine Abkürzung – wir haben 2 Tage gebraucht. Aber es war ein spannendes Erlebnis und hat sich definitiv gelohnt:
Einerseits war es schon schwierig einen Weg zu finden. Die Dirt Roads glichen einem Labyrinth, manche waren privat oder gesperrt (was in unserer Offline Map nicht ersichtlich war). Andere Strassen, die wir als Alternative genommen haben, waren gar nicht erst in unserer Map eingezeichnet. Auch hätten wir diese Wege ohne Allrad, ohne gute Reifen und viel Bodenfreiheit definitiv nicht geschafft.
Andererseits stiessen wir da in der Wüste auf absolute Juwelen:
Einmal fanden wir eine verlassene Hütte / Cabin mitten im Nirgendwo. Im Cabin gab es einen Ofen, Notfallset, Konserven, Gesellschaftsspiele, Gästebuch – einfach da für Durchreisende, die es benötigen.

An einem anderen Ort fanden wir drei verschiedene Toiletten (eine ohne Türe, eine andere mit Aussicht und eine ganz geschlossen – siehe Foto). Diese Auswahl mitten im Nirgendwo! Dann stiessen wir mitten in der Wüste auf 2 Wannen, in welches Wasser aus Hot Springs geleitet wurde und genossen ein weiteres wundervoll heisses Bad.

Bei weiteren Hot Springs gab es offizielle Stellplätze mit Feuerring und tatsächlich traffen wir da sogar auf einen weiteren Camper. Wir genossen das erste Mal seit Langem ein Campingfeuer (an fast allen Orten in USA’s Westen waren Feuer aufgrund Waldbrandgefahr verständlicherweise vorübergehend verboten). Der andere Camper brachte Zutaten für S’Mores mit – das Klassischste aller amerikanischen Campingerlebnissen. Dabei grilliert man Marshmallows auf einem Spiess im Feuer und sobald sie weich sind, baut man daraus mit Keksen und Schokolade ein Sandwich und isst es.

Interessant war stets bei diesen Einrichtungen im Nirgendwo (Stellplätzen, Toiletten etc. ) den Behälter mit dem Gästebuch zu öffnen: Hier haben Leute oft anderen Reisenden in Not Dinge hinterlassen wie zum Beispiel Wasserflaschen, kleine Vodkaflaschen, Brillenputztüchlein, einzelne Zigaretten. Auf was man alles so trifft in der Wüste 🙂. Am Schluss haben wir es dann noch auf die Playa geschafft. Den Geschwindigkeitsrekord haben wir nicht gebrochen, aber unser Auto nochmals ein wenig eingestaubt (juhu jetzt können wir wieder putzen 😊).

Lassen Volcanic National Park

Brodelndes Schlammloch

Brodelndes Schlammloch

Nach diesem Erlebnis (und einmal unsere insgesamt 270 Liter Tanks volltanken – da in Nevada günstiger) fahren wir weiter nach Kalifornien. Der Anfang ist sehr traurig: In dieser Gegend gab/gibt es viele Waldbrände (manche frisch, manche älter) und wir fahren stundenlang immer wieder durch verkohlten Wald.
Unser Ziel ist der Lassen Volcanic National Park. Auch dieser ist zum grössten Teil geschlossen, da Aufräumarbeiten von Waldbränden im Gange sind. Da es nicht viel Alternativen gibt wandern wir auf den Peak hinauf – schlechte Idee, in der Mitte der Wanderung durchbrechen wir eine Nebelmauer und sehen von dann an nichts mehr, auch nicht bei Ankunft auf dem Gipfel. Auf dem Runterweg hagelt es uns ins Gesicht und wir erfrieren fast. Immerhin war es ein Erlebnis und wir haben ein paar Kalorien verbrannt 🙂 Wir schauen uns noch ein paar dampfende Quellen und blubbernde Schlammlöcher an und besuchen auf dem Weg zur Pazifikküste noch die beeindruckenden Burney Falls. 

Pacific Coast Highway & Redwoods

Avenue of the Giants

Avenue of the Giants

Wir fahren zurück an die Küste, um der malerischen Pacific Coast Highway südwärts zu folgen. Es gibt viele Coast Redwoods Wälder. Deren Bäume sind mit bis zu über 110 Metern die höchsten Bäume der Welt. Neben den Wäldern besuchen wir den Fern Canyon – eine Schlucht eingehüllt in Farn, welche als Drehort für Filme wie z.B. Jurassic Park diente. Auch sonst ist die kurvige Highway 1 wunderschön. Man könnte alle paar Meter aussteigen und spazieren, den vielen Seelöwen, Robben oder migrierenden Vögeln zuschauen oder nach Walen Ausschau halten. Da wir vorwärts kommen möchten, machen wir das nur selektiv.  

Sierra Nevada

Kurz vor San Francisco verlassen wir die Strecke und fahren wieder an die Grenze zu Nevada. Da wir in der Lotterie für die Half Dome Wanderung im Yosemite National Park mehrmals keinen Erfolg hatten, verlegen wir den Parkbesuch in die Zukunft und besuchen zum Sonnenaufgang den wunderschönen Mono Lake mit seinen Kalksteinformationen. Diese kamen erst zum Vorschein, als das 600 km weit entfernte Los Angeles Anfang letztes Jahrhundert angefangen hat Wasser abzupumpen. Nachdem der Pegel extrem gesunken und der See sehr salzig geworden ist, wurde dem glückerweise ein Ende gesetzt.

Auf dem Weg zum Ancient Bristlecone Pine Forest kommen wir das erste Mal in Schnee und schauen noch bei einem Hot Creek vorbei – einem heissen Bach voller Forellen.

Im Ancient Bristlecone Pine Forest leben mit einem Alter von über 4000 Jahren die ältesten lebenden Bäume der Welt. Der älteste davon – über 4800 Jahre alt – ist ebenfalls teils dieses Waldes. Wo er genau steht ist allerdings ein Geheimnis, welches der US Forest Service nicht verrät.
Auf unserer Navigationsapp Maps.Me wurde uns im Vergleich zu Google Maps wieder mal eine „Abkürzung“ vorgeschlagen. Wie schon in der Black Desert ist es vielleicht streckenmässig eine Abkürzung, aber zeitlich definitiv keine. Aber es war ein Abenteuer und hat Spass gemacht. Mehrere Wasserdurchquerungen und dann einen sehr steilen Track den Hang hinauf, mit wunderschöner Aussicht. Wir mussten über 2000 Höhenmeter auf sehr steilen Wegen und mit im Schnitt deutlich über 20% Steigung überwältigen.

Auch das Zeil hat sich gelohnt – kaum zu glauben, wie alt diese Bäume sind. Die meisten sehen aus wie Kunstwerke – so abstrakt und geschwungen wie sie dastehen. Auch denkt man bei vielen, dass sie tot sind- aber dieses Aussehen ist wohl Resultat der Langlebigkeit in dieser Höhe (über 3000 Meter). Es war definitiv wieder ein ganz neues Erlebnis und der Umweg hierher hat sich gelohnt.

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Gefahrene Kilometer seit Reisebeginn

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