Unsere Woche an den Great Lakes

Dieses Mal grüssen wir von den Great Lakes aus – immer noch bei wunderbarem warmem Wetter, auch wenn es kurze Perioden (hauptsächlich nachts) mit Regenschauern und Stürmen gibt.

Nach den News von letzter Woche haben wir uns nochmals intensiver mit der Thematik Alaska / Kanada auseinandergesetzt. Wir haben keine Möglichkeit gefunden die US-Landgrenzschliessung zu umgehen und uns dazu entschieden, Alaska und Kanada momentan auszulassen. Falls die Grenzen geöffnet haben, unser Budget ausreicht und die Jahreszeit stimmt, werden wir diese Regionen nach Südamerika nachholen.

Dafür haben wir jetzt mehr Zeit in den USA, was auch nicht schlimm ist. Es gibt so viel zu sehen und es macht einfach Spass hier zu reisen, da die USA was Touristenfreundlichkeit angeht unschlagbar sind. Überall wird man freundlich empfangen, die Infrastruktur ist top, viele Sehenswürdigkeiten sind kostenlos. Ca. 40% des Landes sind öffentlich und werden im Rahmen von Nationalparks, State Parks, National Forests etc. gemanagt. Überall gibt es Informationsstationen zu den entsprechenden Gebieten, kostenlose und saubere Toiletten und Ansprechpersonen wie z.B. Ranger oder Volunteers.

Also bleiben wir ein wenig länger hier, müssen aber einmal aus- und wieder einreisen, da unsere Aufenthaltserlaubnis nur 3 Monate lang gültig ist. Im Winter werden wir uns dann irgendwann südwärts nach Mexico und Südamerika weiterbewegen.

Ohio

Anfang letzter Woche haben wir Ohio noch fertig umrundet. Wir sind in den mystischen Wäldern mit Grotten und Wasserfällen des Hocking Hills State Parks gewandert und haben der Handelsstadt Cincinnati einen Besuch abgestattet. Weiter sind wir nach Dayton, welches für seine Fluggeschichte bekannt ist: Hier haben die Wright Brüder wahrscheinlich den ersten erfolgreichen motorisierten Flug der Welt geschafft. Ausserdem befindet sich hier das National Air Force Museum, das grösste weltweit für militärische Luftfahrt. Mit über 300 (teils begehbaren) Flugzeugen, Space Shuttlen etc. in 4 riesigen Hangars und den vielen Ausstellungen hätte man Tage da verbringen können.

Michigan – Lower Peninsula

Wir sind dann aber weiter nach Michigan in die Region der Great Lakes. Zuerst wollten wir uns Detroit anschauen. Als wir bei Dämmerung ein paar Stunden lang durch die Innenstadt spazierten, fühlten wir uns so unwohl, dass wir es nicht riskieren wollten, im Auto in einer Seitenstrasse parkiert zu übernachten. So fuhren wir weiter, anstatt uns näher mit u.a. der Geschichte der revolutionären Massenproduktion durch Henry Ford auseinanderzusetzen.

Wir fanden es erschreckend, wie tot die Stadt war. Unmengen von Gebäuden im Zentrum stehen leer, Geschäfte sind geschlossen. Klar, nach dem Untergang Detroits als Industrie-Metropole hat die Stadt sehr gelitten – fast 80’000 Gebäude stehen leer. Man hat aber das Gefühl, dass sich in den letzten Jahren einiges getan hat, in Form von Kunstprojekten oder Investitionen in wunderschöne Parkanlagen, Gebäude, und sogar einer Rollerblade-Anlage mit DJ. Davon ist nun allerdings alles tot, es hat fast keine Menschen und viel davon sind obdachlos. Gegenüber, auf der anderen Seite des Detroit Rivers befindet sich Kanada. Wenn man die riesigen, aber nun leeren Bauten für den Grenztourismus (Duty Free Shops etc.) und die vielspurige Grenze mit gelangweilten Grenzbeamten sieht, kommen einem fast die Tränen. Vermutlich hat das wieder aufblühende Detroit besonders unter Covid und dem ausfallenden Grenztourismus gelitten.

Nach Detroit sind wir weiter in den Norden zum Sleeping Bear National Lakeshore, am Lake Michigan, einem der 5 Great Lakes. Die Great Lakes sind riesig. Wir denken immer wir sind am Meer und vergessen, dass es Seen sind. Über 20% des Süsswasservorkommens der Welt befindet sich in diesen Seen! Sleeping Bear besteht aus Dünenlandschaften und wunderschönen Stränden direkt an der Küste. Wir haben uns ein paar Wanderungen angetan (im Sand recht anstrengend), es genossen uns im See zu erfrischen und den Sonnenuntergang bewundert.

Upper Peninsula

Danach sind wir über eine 8km lange Hängebrücke vom Lower ins Upper Peninsula von Michigan gefahren. Hier wurde es nun sehr einsam und abgeschieden. Kilometerlang gibt es nichts ausser Wald und die Ortschaften bestehen aus ein paar Häusern, einer Kirche, einem Familienladen, Tankstellen und sonst kaum was.

Wir haben hier wunderschöne einsame Orte zum Wildcampen gefunden. Solche Orte sind natürlich viel toller als eine Übernachtung auf einer Raststätte, einem Walmart Parkplatz oder auf einem überfüllten Campingplatz.

Hängematte installieren, im See schwimmen und fischen (zumindest Raphi) und die Einsamkeit geniessen, bis es dunkel ist. Dann Feuer machen, und sich vom blutroten Mondaufgang, unendlich vielen Sternen und der Milchstrasse faszinieren lassen und den Geräuschen der Natur zuhören. Perfekt – nur Schwarzbären und die Nordlichter haben wir leider nicht gesehen, beides soll es hier auch haben.

Eine Nacht haben wir am Lake Huron, eine weitere am Lake Superior verbracht. Der Platz am Lake Superior war ganz besonders, nach einem Offroadweg im weichen Sand sind wir an einen wunderschönen Platz mit kilometerlangem Sandstrand nur für uns gekommen.

Den letzten Tag in Michigan hat es leider geregnet, so konnten wir die durch Hemlock-Tannennadeln bernsteingefärbten Tahquamenon Falls und den Pictured Rocks National Lakeshore nur limitiert geniessen. Danach, bei unserem Aufenthalt in Wisconsin, hat die Sonne wieder geschienen und wir konnten nochmals den Lake Michigan geniessen –  und Raphi fing sogar den ersten Fisch.

Nun geht’s weiter Richtung Apostle Islands wiederum am Lake Superior, wo wir uns im Kajaken versuchen wollen 😊

Gefahrene Kilometer seit Reisebeginn
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