Von Pyramiden und Wasserfällen einer anderen Sorte

Nach dem Verlassen von Mexico City fahren wir in einem Vorort der Metropole zu den Teotihuacán Pyramiden.

Teotihuacán-Pyramiden

Unser Landi bei den Teotihuacán Pyramiden

Übernachtet haben wir sicher neben dem Dorfplatz des Vororts und sind dann früh aufgestanden, um die Heissluftballoninvasion über den Pyramiden zu beobachten. Die Nähe zu México City führt zu grosser Beliebtheit der Pyramiden und eine Heissluftballonfahrt zu Sonnenaufgang ist ein Highlight für viele. Uns ist es diese teuer und so beschränken wir uns darauf, das Spektakel von unten anzuschauen und im Anschluss die Pyramiden zu besichtigen. Die Sonnen- und Mondpyramide von Teotihuacán waren mal Bestandteil von Mesoamerikas grösster Stadt und der Hauptstadt von Mexico’s grösstem prähispanischen Reich vom 1. bis 8. Jahrhundert. Auch einiges später haben die Pyramiden noch als wichtige Pilgerorte gedient, zum Beispiel für die Azteken.
Die Sonnenpyramide ist die volumenmässig drittgrösste Pyramide der Welt, nach Ägyptens Cheops-Pyramide und der Pyramide von Cholula (dazu mehr unten). Zu Nicht-Covid-Zeiten darf man sie besteigen, was bei uns nicht der Fall war. Aus 3 Millionen Tonnen Stein wurde sie von Hand gebaut – dazumal waren noch keine Metallwerkzeuge, Schlepptiere oder andere Hilfsmittel im Einsatz. Zudem wurden viele der Gebäude  bunt bemalt, inzwischen sieht man davon leider nichts mehr. Sehr eindrücklich, wenn man beachtet, wie alt die Pyramiden sind.

Hidalgo und Cholula

Wasserfall bei den Basaltprismen

Weiter sind wir zurück in den Bundesstaat Hidalgo in die Berge. Dort möchten wir zu El Contadero wandern, riesigen Steinkliffs im Wald. Die Wanderung war wieder mal ein typisches mexikanisches Erlebnis – zig angebahnte Wege, aber keiner scheint der Richtige zu sein. Wir verirren uns ein paar mal, werden von ca. 5 extrem aggressiven Hunden in die Flucht getrieben, bis wir irgendwann den richtigen Weg erwischen. Am Ende der Wanderung stellen wir fest, dass es auch eine unbefestigte Strasse zu El Contadero gegeben hätte – na toll. Wenigstens haben wir uns bewegt. Einen weiteren Zwischenhalt legen wir beim eindrücklichen Wasserfall durch die Basaltprismen von Santa María Regla ein. Die Basaltprismen sind bis zu 40 Meter hohe hexagonale Kolumnen aus Vulkansgestein. Sie wurden gebildet als Lavaflüsse auf Wasser traffen und beim langsamen Abkühlen dann vertikale Risse entstanden.

Auf der weiteren Fahrt Richtung Süden besuchen wir noch kurz das Städtchen Cholula. Von Cholula aus sieht man gut die Izta und Popo Vulkane, die wir vergangene Woche besucht hatten. Ausserdem ist Cholula Heimat der vom Volumen her grössten Pyramide der Welt. Da sie aber über die Jahre so vernachlässigt wurde, ist sie kaum mehr als vom Menschen gebaute Struktur erkennbar. Als die Spanier kamen, war die Pyramide so verwachsen, dass sie gar nicht als solche erkannt wurde und so haben sie die schöne Kathedrale Santuario de Nuestra Señora de los Remedios auf diesem „Hügel“ errichtet. Erst danach, im 19. Jahrhundert wurde entdeckt, dass es sich beim Hügel unter der Kathedrale in Wirklichkeit um eine gigantische vom Menschen geschaffene Pyramide handelt.

Oaxaca

Árbol del Tule – der dickste Baum der Welt

Dann fahren wir weiter Richtung Süden in den Bundesstaat Oaxaca und die gleichnamige Hauptstadt. Die Stimmung verändert sich langsam, die Menschen hier sind rebellischer. So gibt es die ganze Zeit Strassenblockaden. In den drei Tagen, die wir im Nachbarort El Tule verbracht haben sind wir jeden Tag wieder an einem anderen Ort um Oaxaca in Blockaden gekommen. Die Stadt später Richtung Küste zu verlassen war ein richtiger Spiessrutenlauf – man traff nämlich ständig auf eine neue Blockade. Schliesslich haben wir es über komplizierte, unbefestigte Schleichwege durch Bauernhöfe geschafft und hatten dann die ausgestorbene Strasse Richtung Küste für uns alleine. Weiter gibt es in Oaxaca-Stadt Zeltstädte von Leuten auf dem Land, die in die Stadt kommen um zu protestieren, z.B. dass die Studenten Prüfungen endlich schreiben dürfen nachdem diese wegen Corona ausgesetzt waren. Auch pro-zapatistische Malereien, Plakate und Symbole sind hier oft anzutreffen. Zapatisten sind links-revolutionäre, separatistische, hauptsächlich indigene Gruppierungen, die vorwiegend im Nachbarsstaat Chiapas beheimatet sind.
Uns gegenüber sind die Leute aber weiterhin sehr freundlich.
Ausserhalb der Stadt Oaxaca haben wir uns 3 Tage lang auf einem Campground einquartiert, um mal wieder einen Grossputz zu machen, Kleinigkeiten zu erledigen. Es waren ganze 5 weitere Schweizer Camper da, damit gab es sogar mehr Schweizer als US-Amis, geschweige denn andere Nationen – schon extrem was für ein Reisevolk die Schweizer sind. Im Dorf vom Campground – El Tule – befindet sich zugleich der dickste Baum der Welt. Der Árbol del Tule mit 14 Metern Durchmesser ist über 2000 Jahre alt.

Hierve el Agua

In Oaxaca-Stadt haben wir die vielen Märkte erkundet, sowie Tlayuda (pizzaähnlich belegte Maistortilla) und verschiedene Arten von Mole probiert. Mole ist eine Spezialität Oaxacas und eine Art herzhaft-pikante Chili-Gewürz-Schokoladensauce, die mit Fleisch und beispielsweise Reis gegessen wird. Sehr lecker.

Weiter haben wir Hierve el Agua besucht – bis ca. 60 Meter hohe versteinerte „Wasserfälle“ ausserhalb von Oaxaca-Stadt. Diese Formation ist über Tausende von Jahre entstanden, während aus einer Quelle Wasser mit extrem hohen Mineralgehalt (Kalziumkarbonat) tropft, dass beim Kontakt mit Luft das Kalzium ablagert.

Anouk in Monte Albán

Ein weiteres Highlight war der Besuch der Ruinenstätte Monte Albán. Die Stätte liegt auf einem künstlich abgeflachten 400m hohen Hügel mit 360 Grad Aussicht auf die Umgebung, was den Bewohnern, den Zapoteken ermöglichte, Feinde früh zu erspähen. Wie es die Zapoteken zu jener Zeit vollbracht haben den Hügel zu ebnen ist nicht geklärt. Die Ruinen stammen von bis zu 500 vor Christus und sind die Überreste der ersten nach Plan gebauten Stadt des amerikanischen Kontinents. Zu dessen Blütezeit von 300 bis 700 nach Christus kontrollierte Monte Albán grosse Teile des Staates Oaxacas. Besonders eindrücklich waren die 500-100 v.Chr. in Stein gemeisselten Danzantes. Diese Danzantes (=Tänzer) stellen in diesem Zusammenhang wohl Herrscher von Nachbarsorten dar, die den Göttern geopfert wurden.
Damit verabschieden wir uns kurz vom Landesinnern und fahren nach der Überwindung unzählige Blockaden wieder an die Küste.

Gefahrene Kilometer seit Reisebeginn
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