Inmitten von Giganten und ein Besuch der zweiten Wüste Kolumbiens

Cocora-Tal mit den höchsten Palmen der Welt

Anouk inmitten von Wachspalmen

Weiterhin im grünen Hochland von Kolumbiens Kaffee-Region unterwegs, ist unser nächstes Ziel das Cocora Tal.
Hier wachsen Quindio-Wachspalmen, die höchsten Palmen der Welt – für Anouk als Palmenfan eine absolute Pflichtattraktion. Bis zu 60 Meter hoch werden die gigantischen Palmen.
Im Nebelwald-Gebiet liegend umgibt die riesigen dünnen Palmen im Cocora Tal oftmals ein Nebelschleier, was für eine magische mystische Atmosphäre sorgt. Wir machen eine Wanderung. Die Gegend ist berühmt für seine Vielfalt und Dichte an Kolibris, das dafür eingerichtete Reservat ist aufgrund Hochwassers geschlossen. Aber auch auf der Wanderung stossen wir auf viele dieser süssen kleinen Vögel. Komfortabel ist die Wanderung nicht – Nach einer regenreichen Nacht regnet es munter weiter, d.h. wir laufen durch Schlamm, teils extrem steile Passagen, wo ausrutschen praktisch unumgänglich ist und einmal müssen wir den reissenden Fluss durchqueren. Mehrfach müssen wir den Fluss auf lückenreichen, wackligen, abenteuerlichen Hängebrücken überqueren. Nach der Wanderung und einem leckeren Forellen-Zmittag im angrenzenden bunten Dorf Salento machen wir einen schönen einsamen 4×4 Track durch die Berge durch viele weitere gigantischen Wachspalmen. Entlang der Strasse finden wir ein schönes Plätzchen mit Aussicht zum übernachten.

Tatacoa-Wüste

Raphi im Cuzco-Teil der Wüste

Als nächstes fahren wir in die Tatacoa Wüste. Diese 330 Kilometer grosse Wüste ist geprägt von durch Erosion bizarr geformten Felslandschaften im Teil Cuzco in rot und im Teil Los Hoyos in grau. Unzählige Kakteen schmücken die Wüste und Geissen wandern umher. Zum übernachten finden wir wunderschöne Wildcamping-Spots umgeben von Wüste. Am zweiten Abend bekommen wir Gesellschaft von Ally und Blake und deren beiden Hunden. Diese Reisenden aus Oregon haben wir bereits in Panama City kennengelernt. Sie haben zwar eine Woche vor uns verschifft, ihr Auto aber gleichzeitig abgeholt.
Wir kochen was zusammen und besprechen die weiteren Pläne. Mit ihnen haben wir uns nämlich verabredet, um im Konvoi nach La Macarena zu fahren. La Macarena ist sehr abgelegen, fast alle fliegen dahin, Infos über den Zustand und die Sicherheit der Strassen durchs ehemalige FARC Gebiet finden sich praktisch keine und die letzten mit dem Auto fahrenden Reisenden, die wir auftreiben konnten, waren vor ca. 4 Jahren da. So sind wir zum Schluss gekommen, dass es besser ist jemanden zu finden, mit wem wir die Fahrt gemeinsam machen können.

La Mano del Gigante

Vor der Konvoifahrt trennen wir uns aber nochmals und machen einen Abstecher zu La Mano del Gigante – ein Aussichtspunkt in den Bergen. Wir beschliessen hoch zu laufen und werden dabei von 2 schönen Hunden den ganzen Weg nach oben begleitet. Wir geniessen die Aussicht, schauen den Paraglidern zu und schiessen ein paar Fotos bei den kitschigen Fotomöglichkeiten. Die Familie, die den Aussichtspunkt managed lässt uns netterweise kostenlos bei ihnen im Auto übernachten und die Toilette benutzen – die Menschen in Kolumbien sind wirklich sehr nett, zuvorkommend und grosszügig. Auf dem Weiterweg pflücken wir Kakaofrüchte von verwilderten Kakaobäumen. Wir wollen sie zu Schokolade verarbeiten, nach unsrer Tour in Costa Rica wissen wir ja jetzt wie es geht. Es scheitert aber leider schon im ersten Schritt als wir merken, dass die Früchte innen vergammelt sind. Spannend finden wir auch die kleinen Holztribünen am Strassenrand, auf welchen Geissen stehen. Wenn jemand Milch kaufen möchte, werden diese direkt gemelkt.

Fahrt durchs ehemalige FARC-Gebiet

An vielen Häusern sind diese FARC-Kennzeichnungen zu sehen

In 2 Tagesetappen zu 7 Stunden und je 150-200 Kilometer fahren wir nun nach La Macarena. Die erste Etappe fahren wir noch alleine. Die unbefestigte einsame Strasse führt durch schöne Berglandschaften, vorbei an riesigen Wasserfällen und freundlichen Minidörfern wo uns reichhaltiges Mittagessen für 2 Dollar serviert wird. Aber man merkt, dass hier alles ein wenig anders ist. Wir fahren durch verschiedene Militärkontrollen – die hier übrigens fast schon Spass machen, die Militärs freuen sich jeweils sehr über unseren Besuch, darüber ihr gebrochenes Englisch testen zu können und sind extrem freundlich und gesprächig, kontrolliert wird bei uns so gut wie nix. Auf der selben Strecke fahren wir dann durch Dörfer in welchen jedes Haus mit Graffiti und einem Stempel der FARC gekennzeichnet sind. Bis 2002 wurde das ganze Gebiet noch von der FARC beherrscht. Danach hat die Regierung das Gebiet zurückerobert, worauf über Jahre schlimme Konflikten und Anschlägen an der Tagesordnung standen. Erst 2016 wurde ein Friedensabkommen getroffen. Seither hat sich die Lage beruhigt, aber im Gebiet leben noch immer viele FARC Dissidenten, weswegen es immer noch zu Zusammenstössen kommt.
In San Vicente del Cagúan werden wir von einem Fasnacht-ähnlichen Umzug begrüsst – auch hier werden Süssigkeiten geworfen. Dann treffen wir uns mit den anderen und fahren den nächsten Tag die Strecke nach La Macarena. Überraschend unspektakulär, die Strasse mühsam, in einem sehr schlechten Zustand, aber keine Herausforderung. Im Hotel für 10 Dollar pro Nacht quartieren wir uns ein und freuen uns auf den nächsten Tag, der Grund für diese 15-stündige Fahrt ins Niemandsland: Eine Tour zum scheinbar schönsten Fluss der Welt, Caño Cristales.

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Gefahrene Kilometer seit Reisebeginn

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