Unser erster 5000er, Mexico City und ein Kindergeburtstag

Mexico City / Ciudad de México (CDMX)

Diese Woche sind wir endlich dazu gekommen uns Mexico City, die Hauptstadt Mexicos anzuschauen. Mexico City ist mit über 21 Mio. Einwohnern die 5. grösste Stadt der Welt (nach Bevölkerung gemessen) und nach Sao Paolo die 2. grösste auf dem amerikanischen Kontinent.

Iglesia de San Hipolitó am Bike Sunday

Es ist keine hübsche Stadt auf den ersten Blick – dafür ist sie zu stark in die Jahre gekommen, an manchen Orten zu dreckig und hat zu viel Smog. Aber es ist definitiv eine Stadt die Spass macht und in der man gerne Zeit verbringt. Es gibt Unmengen an Sehenswürdigkeiten und Museen, schöne Bauten, Parks, wie überall in Mexico viele Murals (Wandmalereien) und überall Märkte und Strassenstände. Die Stadt ist international und sehr lebendig: Überall gibt es Anlässe, Leute, die sich versammeln und tanzen, Sport treiben oder sonst was machen, und man findet alles was man sich wünschen könnte (z.B. essenstechnisch). Die Stadt versucht schon lange das Smog- bzw. Verkehrsproblem in den Griff zu bekommen. So sind beispielsweise Strassen am Sonntag teilweise für Bike Sundays gesperrt – d.h. statt Autos fahren dann Tausende von Velos und Inlineskate-Fahrern darauf – ein richtiges Spektakel. Auch dürfen Autos gemäss ihren Nummernschildern an einzelnen Wochentagen nicht fahren. Trotzdem ist die Smogschicht leider noch häufig zu sehen und der Verkehr extrem mühsam. Unterhaltsam ist aber wie die Autofahrer im stockenden Stadtverkehr versorgt werden: Wie überall in Mexicos bei Stau kommen scharenweise Verkäufer, die von Auto zu Auto laufen und alles anbieten, was man brauchen könnte – Snacks, Trinken, Blumen, Geschenke, Zigaretten….

Flaggenzeremonie am Zócalo

Die Stadt haben wir hauptsächlich zu Fuss erkundet. Wir haben das Treiben am Bike Sunday genossen und die vielen schönen Kolonialbauten im historischen Zentrum. Einmal waren wir in der Rooftop-Bar im Torre Latinoamericana – dem einst höchsten Wolkenkratzers Lateinamerikas (schon lange nicht mehr) und geniessen die Aussicht auf Mexico City. Wir schauen uns ein Lucha Libre Wettkampf – mexikanisches Wrestling an. Das war durchaus unterhaltsam, auch wenn wir nichts begriffen haben. Lucha Libre unterscheidet sich vom amerikanischen Wrestling dadurch, dass eher akrobatische Techniken und Fliege-Techniken angewendet werden. Ausserdem werden von den Kämpfern Masken getragen, die zu deren Identität gehören und die manche Wrestler sogar im Privatleben tragen.
Am Hauptplatz – dem Zócalo haben wir uns die Flaggenzeremonie angeschaut. Jeden Morgen wird die riesige mexikanische Flagge in einer militärischen Zeremonie gehisst, welche wir leider verpasst haben und dann am Abend ebenfalls in einer Zeremonie wieder runtergenommen.

Museo Nacional de Antropología

Genossen haben wir auch Mexico City’s Central Park – den Bosque de Chapultepec. Der Stadtpark ist mit 4 Quadratkilometern doppelt so gross wie New Yorks Central Park und beinhaltet Seen, Märkte, Museen, einen Zoo, botanische Gärten. Darin befindet sich auch das riesige Nationalmuseum für Anthropologie mit über 600000 Artefakten, deren Darstellung Weltklasse ist. Leider war nur ein kleiner Teil der Erklärungen auf Englisch und die Übermittlung eines „Big Pictures“ hat uns ein wenig gefehlt. Uns war aber neu, dass bis ins 15.- 16. Jahrhundert das heutige Gebiet von Mexico City aus einem See bestand mit der riesigen Hauptstadt der Azteken – dem symmetrisch gebauten Tenochtitlan auf einer Insel in der Mitte des Sees. Der See wurde bei Invasion der Spanier fast vollständig trockengelegt und Tenochtitlan zerstört. Eindrücklich war auch das 24 Tonnen schwere Ausstellungsstück Stein der Sonne. Er war wohl Bestandteil des Haupttempels von Tenochtitlan und zeigt neben Kalenderelementen den Sonnengott Tonatiuh. Die Azteken richteten wie die Maya all ihr Tun nach dem Stand der Sonne (Landwirtschaft, Politik, Krieg…). Der Stein wurde vermutlich für Menschenopferrituale genutzt.

Unser erster 5000er – der Iztaccíhuatl neben dem Popocatépetl 

Nach Mexico City machen wir uns südwärts zu den Vulkanen Iztaccíhuatl und Popocatépetl – kurz und einfach Izta und Popo. Unterwegs legen wir aber noch einen Zwischenhalt im wunderschönen Dorf Tepoztlán ein, bewundern die vielen Wandmalereien, spazieren durch den Markt und sind erstaunt über die viele Pilger die vielleicht aufgrund des Aschenmittwochs zur schönen Pfarrei strömen.

Popo bei Sonnenaufgang

Dann fahren wir zum Izta, den wir besteiegn wollen. Der Izta (5218m) ist der dritthöchste Berg Mexicos und ein inaktiver Vulkan. Nebendran steht der Popo, der zweithöchste Berg (5462m) Mexicos und ein aktiver, für Besucher gesperrter Vulkan.
Gemäss einer aztekischen Legende war Izta eine Prinzessin und Popo ein Krieger. Die beiden waren verliebt, aber der Vater von Izta – der Herrscher – wollte sein Einverständnis nur geben, wenn Popo erfolgreich von einer Schlacht zurückkehrt. Ein Rivale hat dann die Falschnachricht verbreitet, dass Popo im Krieg umkam, worauf Izta an gebrochenem Herzen starb. Als Popo erfolgreich vom Krieg zurückkehrt, stirbt er ebenfalls aus Herzschmerz, weil Izta gestorben ist. Die Götter verwandeln die beiden in Berge damit sie für immer zusammen sein können, wobei Izta wie eine schlafende Frau aussieht und Popo aus Wut noch heute Rauch ausstösst und über Izta wacht. Diesen Rauch von Popo sieht man auch heute noch schön. Wir übernachten direkt am Anfang des Wanderweges auf 3900 Meter. Ja, der Land Cruiser hat es zum Glück gut auf die Höhe geschafft. Um 2.30 Uhr in der Nacht brechen wir los. Es ist eiskalt und stockdunkel (mit Ausnahme der Lichter von Mexico City in der Ferne). Wir verfluchen uns, dass wir keine besseren Stirnlampen dabei haben sondern nur Billigware – vor allem wenn wir stolpern oder die 2 Mal als wir uns komplett verlaufen, dabei viel Energie verschwenden und wieder zurückmüssen. Natürlich macht uns auch die Höhe zu schaffen, die Luft ist extrem dünn und so hoch waren wir noch nie. Der Sonnenaufgang ein paar Stunden später bringt grosse Erleichterung weil wir auf mehr Wärme und Licht hoffen und ist wunderschön. Aber mittlerweile bewegen wir uns aufgrund der dünnen Luft nur noch wie Zombies vorwärts – ein paar Meter und dann sinken wir wieder zu Boden vor Anstrengung. Aber eine Pause und etwas Essen liegt leider nicht drinnen, da es sonst zu kalt für uns wird. Wir schaffen es auf bis 5050 Meter – den ersten Gipfel. Izta hat mehrere Gipfel, der höchste bei 5218 Meter. Aber der nächste Abschnitt wäre verdammt schwierig, an einem sehr steilen Hang. Alle andern Wanderer die wir treffen haben dafür Steigeisen, Eisbeil und Guide dabei – wir nur mittelmässige Wanderschuhe mit abgelaufenem Profil – nicht mal Wanderstöcke. Das Risiko gehen wir nicht ein und kehren um. Was eine gute Entscheidung war, denn so einen anstrengenden Rückweg hatten wir noch nie – extrem steil (sowohl rauf als auch runter müssen wir oft alle 4 Glieder verwenden) und die Vulkanerde war extrem rutschig. Es gibt auch viele heikle Stellen, an welchen ein Ausrutschen fatal gewesen wäre. Nicht an diesen, aber an unzähligen andern Stellen sind wir immer wieder ausgerutscht auf dem Runterweg – wir konnten also jedes bisschen Restenergie noch gebrauchen. Irgendwann um 13.00 Uhr waren wir wieder unten – stolz, wenn auch ein wenig unzufrieden uns nicht bis zum höchsten Gipfel getraut zu haben. Aber ja, es war für uns beide die schwierigste körperliche Herausforderung, die wir beide je gemacht haben. Nach einem wohlverdienten Mittagsschlaf belohnen wir uns mit einem heissen Grog und einem Fertigfondue, dass wir zuvor in einem mexikanischen Walmart gefunden haben. War sogar richtig lecker, wer hätte das gedacht.

Mexikanische Gastfreundschaft und ein Kindergeburtstag 

Am nächsten Tag machen wir uns Wider Erwarten zurück nach Mexico City. Raphi hat tatsächlich einen Schweisser gefunden, der uns die von Raphi designte Halterung schweissen kann, um unsere Gasflasche und Schaufel aussen zu befestigen. Dies nachdem wir schon in unzähligen Städten gesucht haben. Aber trotzdem – in Mexico wird nicht gerne nach Plan gearbeitet und so kehren wir zur Sicherheit vor dem abgemachten Abholtermin zum Schweisser zurück. Und wie erwartet gibt es einige Probleme und so arbeitet Raphi einfach mit. Natürlich klappt es nicht wie versprochen bis Samstag Nachmittag. Aber da die Nachbarn / Verwandten vom Schweisser einen riesigen Kindergeburtstag vor dem Hause feiern, wird die restliche Arbeit auf Sonntag verlegt und wir werden zur Feier eingeladen. Es gab ein selbstgekochtes Buffet (wir hatten teils keine Ahnung, was wir assen, aber es war sehr lecker) und für die vielen Kinder extra eine Hüpfburg. Die ca. 30-40 Leute sind in Familien mit jeweils 3-4 Generationen da. Niemand spricht Englisch und unser Spanisch ist immer noch mickrig, aber wir werden extrem herzlich aufgenommen. Anouk wird von den feierwütigen Grossmüttern stets mit neuen Mojitos versorgt und Raphi bekommt von den Männern immer ein neues Bier oder einen Shot in die Hände gedrückt. Wir werden zum Tanzen gedrängt und die besonders trinkfreudigen Männer gehen extra noch für uns Tequila kaufen, weil das ja mexikanische Tradition ist (obwohl wir gesagt haben, wir wollen keinen). Wir werden beschenkt mit Original Fussball Trikots von einem mexikanischen Club, Gastgeschenken, die eigentlich für die Geburtstagsgäste gedacht waren, etc. Lustig war auch als dann die Geburtstagstorte der beiden Geburtstagskinder (3 und 10- jährig) serviert wurde: die Kinder mussten kopfüber das Gesicht in die Torte tauchen bevor sie geschnitten wurde. Scheinbar ist dies eine mexikanische Tradition – es sah sehr lustig aus. Auch als die Kinder zu Bett gingen, ging die Feier weiter, für uns wurde Schweizer Volksmusik und Rammstein abgespielt und Raphi musste ein Tequila-Shot nach dem anderen trinken. Wir waren total überwältigt, ja überfordert mit dieser Gastfreundschaft (und mit dem Alkohol den wir trinken mussten). Wir haben im Auto direkt vor ihrem Haus geschlafen und haben deren Bad, WC, Dusche verwenden dürfen. Am nächsten Tag haben der Schweisser und Raphi das Gestell weiter gebaut – während manche der Jungs schon am Morgen wieder weiterfeiern. DIe Halterung wurde fertig, wir wurden vom Schweisser noch zum Barbecue Taco essen eingeladen und verabschieden uns dann endgültig von Mexico City.

Hier noch wie ein Kämpfer im Lucha Libre (mexikanisches Wrestling)-Wettkampf vorgestellt wird:

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Gefahrene Kilometer seit Reisebeginn

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