Von Gastfreundschaft, Oasen, Pinienwäldern und dem Pazifik in Mexico

Unsere erste Woche mit dem eigenen Auto in Mexico war wunderbar und vielfältig.

Einreise nach Mexicali

Am Dienstag Morgen um ca. 7.30 standen wir an der Grenze zu Mexicali in der Annahme, dass wir den grössten Teil des Tages mit Grenzformalitäten beschäftigt wären.
So waren wir doch sehr überrascht, dass wir nach ca. 5 Minuten die Grenze passiert haben. Wir haben uns in die Spur für Wohnmobile (gleichzeitig die Verzollspur) eingereiht, da wir von anderen Reisenden gelesen haben, dass es in dieser Spur am Einfachsten ist nach rechts abzubiegen, um für die Visas parken zu können. Für die Dame am Zoll hiess dies aber, dass eine Durchsuchung nötig ist, wozu sie offensichtlich keine Lust hatte. So versuchte sie uns in die anderen Spuren zu schicken und wir mussten regelrecht darauf beharren in unsrer Spur zu bleiben. Nun war sie gezwungen uns zu „durchsuchen“, was bedeutete, dass sie ein paar Schränke öffnete.

Bei Jack in der Werkstatt

Danach waren wir technisch gesehen schon frei in Mexico. Zum Glück wussten wir dank Erfahrungsberichten anderer, dass wir eine Touristenkarte für uns brauchen. Andere sind da schon reingelaufen, haben diese nicht beantragt und mussten dann 1500 Kilometer später, als die Touristenkarte für eine Fähre benötigt wurde, alles zur Grenze zurückreisen, um sie dort rückwirkend zu holen. Für den Land Cruiser brauchen wir ausserdem ein Temporary Import Permit. Beides ging schnell und einfach. Die grössten Herausforderungen waren, überhaupt das richtige Büro zu finden (wieso es nicht angeschrieben ist, ist uns ein Rätsel, braucht doch jeder Nicht-Resident diese Karte) und dass unser Nummernschild den Buchstaben „Ö“ beinhaltete und die Beamten nicht wussten, wie mit diesem Fall umzugehen. Nach maximal einer Stunde waren wir mit allem fertig und nun zu 100% legal in Mexiko unterwegs. Wir heben Pesos ab, laden unsere lokale Simkarte auf, die wir noch vom Sommer haben und warten bis wir uns mit Jack treffen. Jack, der Leiter des Land Cruiser Clubs der Baja California wurde uns von unserem Konvoi-Freund aus Idaho vermittelt. Wie durften im Vorfeld ein spezielles Werkzeug zu ihm bestellen, welches wir brauchen, um das Fahrspiel zu messen. Er könnte uns einen Diesel-Mechaniker vermitteln, aber da Raphi die Fahrspielmessung selbst vornehmen kann, dürfen wir den Nachmittag in seiner Werkstatt verbringen (alleine!) und alles machen, was wir machen müssen. Zum Mittagessen gehen wir Seafood essen, zum Abendessen Tacos, wobei da auch noch Octavio mitkommt. Octavio ist ein Freund von Jack, ebenfalls Mitglied des Land Cruiser Clubs, in dessen Gated Community wir übernachten dürfen. So essen wir auch Aguachile (ein rohes Shrimp-Gericht) oder Eingeweide, beides Dinge die wir alleine vielleicht nicht getraut hätten zu bestellen. Wirklich extrem mit welcher Gastfreundschaft diese Beiden uns totalen Fremden – begegnen. Wir durften nicht mal das Abendessen zahlen!

Unser Land Cruiser eingereiht mit Octavios 3 Land Cruisern

Unsere erste Nacht in Mexico war damit sehr angenehm, Octavio hatte sogar eine Aussentoilette und wir hätten auch im Haus schlafen dürfen, aber wir wollten nicht noch mehr Umstände machen. Ursprünglich war der Plan gewesen in der Gegend von Mexicali zu bleiben bis die Shims aus Dubai bei Jack ankommen, die Raphi nach der Ausmessung nun bestellen konnte. Ja, aus Dubai kommen neben Japan (Japan wäre sehr teuer) die einzigen Ersatzteile für unser Auto. Jack schlug aber vor, dass wir weiter fahren können und er dann die Ersatzteile einem Freund von ihm im Süden der Baja California schickt, wo wir sie dann abholen können, wenn wir sowieso vorbeifahren. Wahnsinn, diese Hilfsbereitschaft!

Cañon de Guadalupe

Cañon de Guadalupe

So sind wir flexibel und fahren weiter. Der erste Stopp für 2 Nächste machen wir beim Guadalupe Canyon, einer Palmenoase in der Wüste mit Hot Springs. Gegen eine geringe Gebühr können wir da neben unsrer eigenen kleinen Hot Spring campen – ein kleines Paradies. Nach der (unberechtigten) Anspannung aufgrund des Grenzübertritts ein willkommene Entspannung. Wir machen eine Wanderung dem Canyon (Tal) bzw. Bach entlang weiter hoch. Der Weg ist geprägt von vielen kleinen Wasserfällen mit entsprechenden Pools und entlang des Baches immer schön mit Palmen besiedelt. Herrlich. Wir verbringen viel zu viel Zeit in der Hot Spring sind aufgrund der Hitze und des Schwefels dementsprechend sehr müde, schlafen viel (sicher 12 Stunden) und sind danach sehr erholt.

Sierra de San Pedro Mártir

Aussichtspunkt El Altar

Danach geht’s weiter Süden. Der grobe Plan ist die Baja California, die zweitgrösste Halbinsel der Welt mit 1200 KM Länge und bis 220 KM Breite bis ans Ende runterzufahren. Die Halbinsel ist auch bekannt für das Offroad Auto- und Motorradrennen Baja 1000 – eines der härtesten und längsten Rennen der Welt. Am Zipfel angekommen möchten wir dann mit der Fähre aufs Festland übersetzen. Die Grenzregion ist prinzipiell gefährlicher und so möchten wir diese schnell hinter uns lassen. Schon am ersten richtigen Fahrtag kommen wir bei 3 Militär-Kontrollpunkten vorbei. Die Kontrollen sind ein wenig mühsam, man wird ausgefragt und je nachdem wird das Fahrzeug durchsucht. Grad bei unseren lächerlichen Spanischkenntnissen ist dies schnell mal der Fall. Ja, wir sind dran, wir lernen nun jeden Tag Spanisch, es ist hier so wichtig. Grundsätzlich ist das Militär aber rechtsschaffend und auch wenn sie vielleicht mit ihren Maschinengewehren, der teils bösen Miene und aufgrund von Corona komplett maskiert furchteinflössend wirken, sorgen sie doch für Sicherheit und sind nicht korrupt oder kriminell wie das bei manchen Polizisten der Fall sein kann.
Der nächste Halt legen wir im Nationalpark Sierra de San Pedro Mártir ein – eine Bergkette auf teils bis über 3000 Metern Höhe, die auch den höchsten Punkt der Baja beinhaltet. An klaren Tagen sieht man von da sowohl den Pazifik als auch den Golf von Kaliforniern zwischen Baja und Festland. Der Nationalpark ist geprägt von Pinienwäldern, grossen Felsen und um diese Jahreszeit auch von Schneefeldern. Wir können kaum glauben, dass wir in Mexico sind und nach einer 50-Kilometer-Fahrt wieder am Meer bei 25 Grad baden könnten. Wir campen im Park und werden am nächsten Tag vom Wetter enttäuscht.
Die Wolken bleiben alle in den Bergen hängen und so bleibt die Wanderung zu einem scheinbar wunderbaren Aussichtspunkt, von welchem man das Meer sehen kann, unbelohnt. Wobei uns die Wanderung und der Ausblick in den Nebel mit den Tannen, Pinienbäumen und den Felsen trotzdem gefallen hatte, da es etwas Mystisches hatte. Und wir haben einen Koyoten gesehen 🙂

Pazifikküste 

Danach gehts weiter südlich, wo die Besiedlung nach und nach abnimmt. An der Pazifikküste finden wir an einem Steinstrand ein schönes einsames Plätzchen für die Nacht, mit nichts und niemandem weit und breit. Wir kucken den Delfinen im Meer zu, geniessen den Sonnenuntergang und hoffen, dass durch den ausgebrochenen Vulkan in Tonga keine Tsunamiwellen bis zu uns kommen (zumindest für die Pazifikküste in den USA wurde eine Warnung ausgesprochen). Dies ist zum Glück nicht passiert und so haben wir auch unsere erste Nacht Wildcampen sicher verbracht.

Fazit

Wir hatten also eine super erste Woche in Mexiko, die Erwartungen wurden sicherlich übertroffen. Wir müssen uns ein wenig umgewöhnen, sind deutlich vorsichtiger, weniger spontan und nur noch am Tag unterwegs. Dies bedeutet, dass wir weniger unternehmen können, aber dafür mehr Zeit für uns haben, da wir Abends immer schon viel früher am Übernachtungsort sind. Unsere mangelnden Sprachkenntnisse stellen sich als grösseres Hindernis heraus als gedacht und so sind wir fleissig am Spanisch lernen. Wir sind schockiert über den Müll der überall herumliegt, selbst im Niemandsland, und nehmen uns vor hier noch fleissiger zu sammeln als in den USA.
Obwohl es bezüglich Einreise keinerlei Restriktionen gab, ist Covid hier wieder präsenter als in den USA – überall herrscht Maskenpflicht und bei allen Eingängen wird Fieber gemessen. Wir sind unglaublich dankbar über die unglaubliche Gastfreundschaft und sind froh wie bisher alles gut geklappt hat und wir uns auch beim Wildcampen sicher gefühlt haben. Ja, das kommt gut 🙂

Kleines Drohnenvideo von unserem Beach Campingspot:

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Gefahrene Kilometer seit Reisebeginn

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