Eine letzte Woche Verwöhnprogramm durch die wundervollen USA

In unserer letzten Woche haben sich die USA nochmals von ihrer besten Seite gezeigt (wie uns gegenüber durchgehend in den letzten 5 Monaten) mit tollem Wetter, idyllischen Landschaften, 4×4-Abenteuern, wunderbaren Begegnungen.

Rückweg durch Texas

Auf dem Enchanted Rock

Nach Houston fahren wir zurück in Richtung Westen, geniessen noch ein paar Mal texanisches Barbecue.
Wir wissen leider nicht, ob wir unser Kakerlakenproblem gelöst haben. Nachdem wir in Houston auch noch beim Einschlafen um die 28 Grad hatten, gab es urplötzlich einen Temperaturumschwung und so hatten wir ca. 300 Kilometer weiter westlich in der nächsten Nacht -7 Grad im Auto. Wir sind fast erfroren und wir hoffen die Kakerlake(n) ganz. Wir kauften trotzdem noch Fallen und hoffen das Problem ist gelöst, wissen es aber nicht.
Ein Zwischenhalt legten wir bei der Enchanted Rock State Natural Area ein. Der Enchanted Rock ist ein riesiger rosafarbener Granit-Batholith, d.h. ein riesiger Steinblock / Steinberg, welcher sich zum grössten Teil unter der Erde befindet. Hinauf zu laufen war für uns eine gute Gelegenheit, die Beine zu vertreten und wir wurden mit schöner Aussicht belohnt.

Auf dem Guadalupe Peak

Als Abschluss von Texas sind wir in den Guadalupe National Park, wo wir den höchsten Berg Texas‘ – den Guadalupe Peak erklommen haben. Das hört sich nach viel an, insbesondere wenn man bedenkt, dass Texas doppelt so gross wie Deutschland ist. Aber er ist nur 2667 Meter hoch. Anstrengend war die Wanderung nichtsdestotrotz, einen solchen Wind haben wir selten erlebt. Bei Anouk wechselten sich die Ängste davon gewindet zu werden, von einem herumwehenden Stein oder Ast totgeschlagen zu werden oder aufgrund des eisigen, in der Lunge schmerzenden Windes eine schwere Lungenentzündung zu erleiden regelmässig ab. Aber wir hielten durch und wurden auf dem Gipfel mit herrlicher Aussicht über das unendlich weite, hüglige Flachland belohnt.
Noch ein allerletztes Mal BBQ und dann gehts weiter durch New Mexico in Richtung Arizona. Durch unseren Konvoi- Kollegen aus Idaho wurde uns ein Mechaniker in der mexikanischen Grenzstadt Mexicali empfohlen, wo wir am 11. eine Einstellung des Ventilspiels machen. Damit haben wir einen fixen Termin für die Einreise nach Mexiko, was vielleicht nicht so schlecht ist, da der Abschied von den USA nicht einfach fällt und es noch so viel zu Sehen gäbe.

Auf dem Echo Canyon Trail

Chiricahua National Monument

Wieder ein Mal in Arizona angekommen (bereits das 4. Mal auf diesem Trip) besuchen wir das Chiricahua National Monument. Das Gebiet besteht aus unzähligen Rhyolith-Säulen (Vulkansgestein) in herrlichen, fantasieanregenden Formen. Flechten in knallgelb oder neongrün sorgen dafür, dass sie schön bunt sind. Am Schnee freuen wir uns auch. Vor lauter Staunen und Fotos machen hat die Wanderung durch den Echo Canyon schliesslich deutlich länger gedauert als geplant.

Unser Land Cruiser neben den anderen Land Cruisern der Werkstatt

Rund um Tucson

Raphi hat tatsächlich auf unserem Weg in Südarizona noch einen Land Cruiser Mechaniker gefunden! Wir hatten wirklich in den ganzen USA unglaubliche Schwierigkeiten jemanden zu finden. Wir hatten viele Toyota Garagen angefragt, aber diese hatten nicht mal unsere Ölfilter. Zum Ölfilter beispielsweise hiess es, dass es keinen Einzigen in der USA geben und die Bestellung 2 Monate dauern würde. Und nun ausgerechnet im abgelegenen Süden Arizonas, in einem 800-Einwohner-Kaff gibt es eine Werkstatt, die wirklich alles an Lager hat mit Besitzern, die sich hervorragend auskennen. Es waren einmal mehr extrem nette Leute, Raphi hat den Service gleich mitgemacht und konnte dabei noch ein, zwei Dinge lernen.
Weiter sind wir in die Universitätsstadt Tucson, die letzte grössere Stadt auf unserem Weg zur Grenze. Hier machen wir noch unsere letzten Besorgungen in Baumärkten, Outdoorläden etc. Zum Beispiel kaufen wir einen Wasserfilter, oder müssen Dokumente wie z.B. unsere mexikanische Autoversicherungsbestätigung für die Grenze ausdrucken oder kopieren. Und dann stehen so essentielle Dinge an wie das letzte Mal einen Cheesecake von der Cheesecake Factory oder einen leckeren Burger vom In’n’Out-Restaurant zu essen.
In Tucson kommen wie wieder mit sehr vielen ausserordentlich netten Menschen ins Gespräch. Zum Beispiel ist da der Chef eines Autozubehör-Ladens, der uns verschiedene 4×4-Tracks in der Gegend empfiehlt, uns auf Google alles zeigt, alle Wegbeschreibungen für uns ausdruckt und uns auf unseren Einkauf auch noch Militärrabbatt gibt.

Chiva Waterfalls

Um Tucson herum gibt es verdammt viel zu machen und die Schönheit der Gegend zeigt sich nur schon in unseren Übernachtungsspots in den öffentlichen Ländern um Tucson, voll gespickt mit den majestätischen, riesigen Saguaro-Kakteen. Leider schaffen wir zeitlich nur einen Ausflug: Wir besuchen die Chiva Waterfalls – ein Tipp vom Autozubehör-Verkäufer. Der 4×4 Track durch die Sonora Wüste war anspruchsvoll: Wir mussten öfters Treppen bauen, um die steilen Passagen zu überwinden und bis ans Ende haben wir es nicht ganz geschafft. Aber so sind wir halt denn Rest noch gelaufen und wurden mit einem wundervollen, hohen, durch den geschmolzenen Schnee wasserreichen Wasserfall mitten in der Wüste belohnt. Raphi hats sogar ins Wasser geschafft. Und wieder mal, weder auf dem Track noch beim Wasserfall – kein Mensch weit und breit. Abends besuchten wir zwei weitere Paare in ihrem Camp. Deren Bekanntschaft hatten wir am Morgen gemacht, da das eine Paar dasselbe Modell Land Cruiser besitzt und wir zufällig bei ihnen vorbeigefahren sind. Diese bringen dem anderen Paar das Offroad fahren hier auf den 4×4-Tracks der öffentlichen Ländern der Sonora Wüste bei. Das Land Cruiser Paar hat ihren Land Cruiser aus Australien importiert und ist damit auch schon durch die Amerikas, Australien und Afrika gefahren. Die Reaktion darauf, dass wir seit August unterwegs sind war – „Oh, so you’ve just started“. In der Vergangenheit haben sie jeweils die amerikanische Overlandexpo organisiert. Der gemeinsam verbrachte Abend war wieder sehr spannend und inspirierend für uns – der Zusammenhalt in der Overland Community ist einfach unglaublich.
Leider konnten wir die vielen weiteren Sehenswürdigkeiten in und um Tucson nicht mehr anschauen, wir mussten weiter.

Letzte Vorbereitungen und Fazit 

Die Autobahn nach Calexico führt durch Sanddünen

Auf dem Weg nach Calexico in Kalifornien, wo wir die Grenze überqueren, suchen wir das letzte Mal einen Campingplatz auf, machen Grossputz und reinigen den Wassertank. Weiter tanken wir vor Kalifornien nochmals unseren 270 Liter Tank voll, günstiger wird es in Mexico und Kalifornien nicht mehr und wir holen unsere letzte Amazon-Bestellung ab. Dinge die wir nicht in normalen Supermärkten oder Baumärkten finden bestellen wir oft über Amazon, da diese auch an Locker in allen möglichen Orten liefern, d.h. Schlüsselboxen in z.B. Apotheken oder Supermärkten. Für uns ohne Adresse ist dies sehr wertvoll. Wir suchen einfach ein Locker aus, welchen wir nach dem geschätzten Ankunftsdatum der Ware passieren werden und können dann das Paket abholen. Ausserhalb der USA wird es nicht mehr so einfach sein.

Nun stehen wir mehr oder weniger vor der Grenze, das letzte Mal kostenlos auf wunderbarem BLM Land und sind (hoffentlich) parat, um morgen die Grenze zu überqueren.
Die Gefühle sind sehr gemischt. Wir freuen uns sehr auf Mexico! Aber wir glauben es ist normal und ok, dass wir auch Respekt haben und unsicher sind. Wir haben inzwischen so unglaublich viel gehört, was sowohl die Unsicherheit als auch die Vorfreude verstärkt hat. Es gab eigentlich Niemand, der keine Meinung dazu hatte, dass wir durch Mexiko fahren mit dem eigenen Camper 🙂 Aber in unserem 2-wöchigen Vorgeschmack haben wir ja nur positive Erfahrungen gemacht und grad von Denjenigen, welchen in letzter Zeit da waren, hat uns niemand davon abgeraten.
Aber ja, die USA waren einfach unglaublich, und so fällt der Abschied auch sehr schwer.
Die USA ist einfach ein pures Luxus-Reiseland, grad für Overlanders / Roadtrippers. Die Freundlichkeit, Offenheit und Hilfsbereitschaft der Menschen, die Vielfalt der unglaublich schönen Natur, der grosse Anteil an wunderschönem öffentlichem Land, auf welchem man kostenlos campen darf, das Vorhandensein von sauberen und kostenlosen Toiletten überall, das Sicherheitsgefühl, und, und, und… sind alles einfach unschlagbar.
Klar hat die USA viele Probleme, aber als Reiseland sind sie einzigartig.
Man weiss, die politische Gespaltenheit ist da, das sieht man schon an der Menge an „Trump won“- Flaggen. Aber im Reisealltag haben wir davon oder allgemein von gegenseitigem Hass nichts mitbekommen, was natürlich nichts heissen muss. Persönlich hat uns am meisten die Mentalität bezüglich Ressourcen und Umwelt gestört. Wie so oft einfach der Motor noch laufen gelassen wird, während der Fahrer einkaufen geht, wie noch so viel Verpackungsmüll generiert wird oder so wenig recycelt wird. In manchen Staaten wie Kalifornien sind diesbezüglich deutliche Verbesserungen zu sehen. Aber ja, ansonsten können wir nur ein grosses Danke sagen, an all die wunderbaren Menschen und all die super Institutionen und Einrichtungen, die unseren ersten 5 Monate Panamericana besser gemacht haben, als wir es uns je erträumt haben.

Gefahrene Kilometer seit Reisebeginn
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