Von den Great Lakes zu den 10’000 Lakes und den Great Plains

Letzte Woche sind wir viel gefahren. Nun befinden wir uns in komplett anderen Landschaften und vorallem erfrischt (wir konnten endlich mal richtig waschen und putzen😊) an der Grenze von Nebraska zu South Dakota.

Apostle Islands

Angefangen haben wir die Woche am Lake Superior mit dem Apostle Islands National Lakeshore. Dieser Nationalpark besticht mit wunderschönen roten Steinkliffs, Seehöhlen und weiteren Sandsteinformationen an der Festlandküste und den dazugehörigen 22 Inseln. Ursprünglich wollten wir die Inseln mit dem Kajak auf einer eigenständigen Mehrtagestour erkunden und haben dementsprechend Ausrüstung wie Zelt und Wasserfilter bestellt. Leider haben wir es nur auf eine geführte Kajaktour zu den Grotten am Festland geschafft. Um ein Kayak auf dem Lake Superior zu mieten benötigt man Expertenkenntnisse, die man dem Kayakverleiher demonstrieren muss. Der Lake Superior ist wild – immerhin ist es der grösste Süsswassersee weltweit- das heisst man darf nur mit einem Meer-Kayak darauf fahren. Die geführte Tour war das erste Mal mit entsprechendem Kayak für uns, d.h. an einer Kenntnisdemonstration wären wir kläglich gescheitert. Die Tour war aber auch spannend, speziell das Erkunden der Seehöhlen. Zur Vollständigkeit wanderten wir später noch entlang der Küste und hatten so beide Perspektiven – jene vom Land und jene vom See.

Voyageurs National Park

Nach den Apostle Islands lassen wir die Great Lakes definitiv hinter uns und fahren nach Minnesota. Der Bundesstaat – auch als State of 10’000 Lakes bekannt (in Wirklichkeit sind es über 11’000 ) ist unter anderem für die Wilderness Area «Boundary Waters» bekannt – eine riesige Landschaft mit Flüssen und Seen an der Grenze zu Kanada – wo man wunderbar mehrtätige Kanutouren unternehmen kann. Traurigerweise war die Gegend aufgrund von Waldbränden geschlossen – inzwischen hat es zum Glück stark geregnet und ein Grossteil des Brands ist unter Kontrolle. Als Alternative haben wir uns entschlossen im Voyageurs National Park nebendran, ebenfalls an der Grenze zu Kanada, eine 2 Tages-Kanutour auf eigene Faust zu unternehmen und unsere Ausrüstung zu testen. Der Park besteht aus riesigen Seen, Buchten, Inseln, und fast alles ist nur per Boot zu erreichen. Die absolute Einsamkeit findet man also auch hier.

Unser Kanuabenteuer war erfrischend unkompliziert. Wir konnten auf der Internetseite des Nationalparkes eine der zig verstreuten Plätzen für unser Nachtlager reservieren. Danach haben wir eine Lodge gefunden, die uns auch als Nichtgästen für 20 Dollar am Tag ein Kanu vermietet hat (ohne irgendwelche Kenntnisdemonstration, nicht mal eine Kaution war nötig) und dann gings los.

Es war wirklich eine wunderschöne Erfahrung. Mit Karte bewaffnet brauchten wir ein paar Stunden, um zu unserem total abgelegenen Plätzchen zu manövrieren. Wir stellten das Zelt auf, beobachteten Rehe beim Spielen am Waser und fuhren dann mit dem Kanu nochmals los. Am Abend genossen wir einen wunderschönen Sonnenuntergang. Bereut haben wir nur, dass wir kein Proviant für noch weitere Tage mitgenommen haben und dass uns Nordlichter und Schwarzbären wieder verwehrt wurden. Im Gegensatz zu den Boundary Waters sind ausserdem motorisierte Boote erlaubt, d.h. mit der romantischen Stille der Boundary Waters kann der Voyageurs nicht komplett mithalten.

Endlose Strassen in den Great Plains

Nebraska

Nach diesem Erlebnis und einem richtigen Putz- und Waschnachmittag haben wir 2 Regentage genutzt um viel zu fahren – bis in den südlicheren Bundesstaat Nebraska – weg von den Wäldern und Seen zu den Great Plains – den weiten Ebenen.

Endlose Prärie, Maisfelder, Sonnenblumenfelder, Ranches mit Rindern, und stundenlang keine anderen Autos dafür hie und da ein kilometerlanger Güterzug – dadurch zeichnen sich die Great Plains aus. Diese endlosen Flächen sind alleine schon überwältigend – aber die Gegend hat noch viel mehr zu bieten.

In Nebraska haben wir mit zwei verrückteren Sehenswürdigkeiten angefangen: Dem Corn Palace – dem grössten Maispalast der Welt, rundum dekoriert mit Kunst aus Maiskolben und dem Carhenge. Mit dem Carhenge hat ein Ami das Stonehenge in England komplett mit Autos nachgebaut. Nach dessen 6-tägigen Fertigstellung hat er verkündet, dass er es geschafft hat die Erstellung des originalen Stongehenges um rund 9’999 Jahre und 52 Wochen zu kürzen.

Weiter haben wir Steinformationen wie Scotts Bluff National Monument, den Chimney Rock oder den Jailhouse und Courthouse Rock (auf diese konnten wir sogar hochklettern) angeschaut. Diese Steinformationen, die sich majestätisch von den weiten Flächen abheben sind Überbleibsel von früher, als die Ebenen noch höher lagen. Die unterschiedliche Beschaffung der Erde führte dazu, dass das Meiste über Millionen von Jahren erodiert wurde, einzelne Überbleibsel aber bestehen blieben.

Weiter sind wir in den Toadstool Geological Park, in welchem immer noch viel Fossilien gefunden werden. Toadstool bedeutet Pilz und der Park heisst so, weil die faszinierenden Steinformationen oft Pilzen gleichen. Hier sind wir wirklich in den Badlands angelangt: Steppen, Hügel und karge Sandsteinformationen – sehr schön, speziell im Abendlicht.

Danach haben wir wieder einen wunderschönen Ort zum Übernachten gefunden. Viel in Nebraska ist geschützt als National Grasland. In den USA darf in Gebieten unter nationaler Administration (wie z.B. National Forests, National Graslands, BLM Land etc. ) wenn nicht anders vermerkt kostenlos übernachtet werden, solange bestimmte Regeln beachtet werden (z.B. Mindestabstand zu Hauptstrassen). So haben wir einen Ort inmitten in der Steppe im Nirgendwo, rund um uns kilometerlange nichts mit Ausnahme einer Kuhherde gefunden -traumhaft.

Und jetzt freuen wir uns auf noch weitere Badlands in South Dakota mit deren Büffel und Praerie Dogs.

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Gefahrene Kilometer seit Reisebeginn
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